Jochen Heusel und die Geschichte der CX-Basis

 

Jochen Heusel hat als zweiter von vier Brüdern den Großteil der Kreativität abbekommen, den seine Eltern zu vererben hatten. So war sein Weg in eine künstlerische Karriere vorgezeichnet: Abitur mit Kunst-LK, Grafik-Design-Studium in Pforzheim. Doch früh auf diesem Weg kam ihm seine zweite Leidenschaft in die Quere: Autos. Nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck, denn sie ermöglichten ihm ausgedehnte Urlaube, am liebsten nach Marokko, aber auch in die Türkei, Portugal und dann immer wieder und immer häufiger: Spanien. Doch dazu später mehr.

Seine fahrbaren Untersätze waren budgetbedingt keine Schönheiten: Ein Passat-Kombi, Baujahr 74, war sein erster Begleiter, kurzzeitig abgelöst von einem Audi 50, heute längst vergessen. Es folgten, für die Zeit standesgemäß, zwei Strich-Achter-Diesel, damals ein „must have“ der jungen Studenten. Als der zweite 200er Diesel sein Leben an die braune Pest verlor, kam es auf der Nachfolgersuche in einer Scheune im Karlsruher Umland zu einer schicksalhaften Begegnung: Eine weiße CX-Limousine stand da zum Verkauf, reichlich angejahrt und mit dem schwachbrüstigen 2,2-Liter-Diesel unter der Haube. Sie war alles andere als perfekt – und sorgte trotzdem dafür, dass Jochen beschloss, in seinem Leben kein anderes Auto mehr fahren zu wollen. Schon bald folgte der erste Kombi, ein 81er-Modell, jetzt schon mit dem großen Diesel und einem erheblichen Seitenschaden, der das Auto erschwinglich machte. Ohnehin zeigte sich, dass die Fahrzeuge damals selbst in vergleichsweise jungen Jahren erstaunlich günstig waren, bei den zwangsläufig notwendigen Reparaturen aber beträchtliche Summen verschlangen, wenn man denn nicht selbst Hand anlegte…

So reichen die Anfänge der späteren CX-Basis schon in die Zeit zurück, als die Autos noch als Neuwagen beim Citroën-Händler zu erwerben waren. Nach ein paar Jahren der Hinterhof-Schrauberei im Nebenerwerb machte Jochen 1993 gemeinsam mit Lutz Dornemann, der bis heute als Mechaniker bei der CX-Basis arbeitet, und dem leider viel zu früh verstorbenen Martin Antelmann aus dem Hobby einen Job: Die CX-Basis Karlsruhe, so der vollständige Firmenname, bezog eine kleine Nebenhalle in Eggenstein, expandierte aber schon bald in die Haupthalle und baute in wenigen Jahren einen Kundenstamm auf, der sich gut vierstellig über ganz Europa und bis nach Amerika erstreckte.

Während in der Anfangszeit noch das Am-Leben-Halten mehr oder weniger fragwürdiger Alltags-CXe das Hauptgeschäft bildete, fragten die Kunden auch schon bald nach hochwertigen Fahrzeugen oder umfangreichen Restaurationen. An der CX-Basis führte so schon in den Anfangsjahren kaum ein Weg vorbei: Binnen kurzer Zeit hatten die drei Gründer die Firma zu der Fachwerkstatt schlechthin gemacht; kaum ein Teil war nicht lieferbar (und wenn doch wurde es nachgefertigt), kein Auftrag zu kompliziert – Dreiachser-Umbauten für Filmaufnahmen oder für einen britischen Enthusiasten belegen das. In der Citroën-Szene hatte sich die CX-Basis zu einem unverzichtbaren Bestandteil gemacht; egal ob in Westhofen, Utrecht oder Lyon, beim Welttreffen in Rom oder auch bei der 100-Jahr-Feier in La Ferte Vidame – die CX-Basis war und ist immer dabei.

Ab 2008 führte Jochen das Unternehmen in Alleinregie, das mit dem Umzug an seinen heutigen Standort in Graben-Neudorf nochmals einen beträchtlichen Sprung nach vorne machte. Mittlerweile sorgte ein halbes Dutzend Mitarbeiter für den Rundum-Service an den Fahrzeugen – vom Teileversand bis zur Komplettrestauration. Kunden aus ganz Europa gaben sich quasi die Klinke in die Hand oder suchten telefonisch Rat – den sie von Jochen bekamen: auf Deutsch, Englisch, Französisch und auch Spanisch. Denn wie bereits oben beschrieben hatte Jochen aus seiner Urlaubsliebe Spanien eine fürs Leben gemacht: Seine Frau stammt aus Oviedo, mit ihr hat er zwei Kinder. Gemeinsam fuhren sie jedes Jahr meist mehrfach nach Asturien, am liebsten mit dem Auto, denn nirgendwo konnte Jochen besser entspannen als bei langen Autofahrten. 1750 Kilometer am Stück? Für Jochen kein Problem, und für den CX sowieso nicht.

Im Mai 2019 endete Jochens Lebensreise ganz plötzlich. Ein angeborener Gefäßfehler hatte eine Blutung im Gehirn ausgelöst. Jochen starb, doch seine Firma lebt weiter. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Mitarbeiter und dank der treuen Kundschaft ist es gelungen – in altbewährter und doch neuer personeller Konstellation. Lothar Michel, seit drei Jahrzehnten mit an Bord und den meisten Kunden sicherlich bestens bekannt, ist jetzt Geschäftsführer. Mit ihm und den acht weiteren, größtenteils langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ist die CX-Basis auch ohne Jochen die erste Adresse für alle Fragen rund um Robert Oprons Meisterwerk, das im September 1974 das schwere Erbe der DS antrat – und auch 45 Jahre später keinen Vergleich mit modernen Fahrzeugen scheuen muss, wenn es darum geht, lange Strecken möglichst entspannt zurückzulegen. Toujours bonne route!